Motivierende Kälte

Mein letzter sportlicher Wettkampf ist nun schon über fünf Monate her. So gut, wie der Wettkampf gelaufen ist, so schnell fiel die Trainingsmotivation anschließend in den Keller. Als Ausdauersportler weiß man zwar, dass nach einem harten Wettkampf über knapp sechs Stunden ein paar Tage oder auch Wochen Regeneration dringend notwendig sind. Dass es aber so schwerfallen würde, überhaupt wieder strukturiert mit dem Training zu beginnen, damit hätte ich nicht gerechnet.
Darüberhinaus beginnt de Winter in Ottawa früh – bereits im November fielen die Temperaturen auf -16 Grad, inklusive viel Schnee. 

Durchstöbert man Foren und Facebook-Gruppen zu diesem Thema merkt man schnell, dass es vielen Sportlern so geht. Und die Lösung heißt meist: Direkt für die nächste Herausforderung registrieren (oder alternative neues Equipment kaufen – oder am besten beides). Nun war ich so kurz vor meiner Auswanderung und tausend anderen Dingen im Kopf nicht in der Lage, die kommende Trainingssaison zu planen und je länger die Pause dauerte, desto schwerer konnte ich mich motivieren.

Die Motivation ist zurück!

Glücklicherweise hatte ich ab Mitte Juli bis September Urlaub, und zumindest zeitlich wieder mehr Möglichkeiten, die ein oder andere Einheit zu bewältigen. Die richtige Motivation jedoch kam dann erst wieder unmittelbar nach meiner Auswanderung zurück – ich war in einem neuen Land, einer neuen Stadt, es gab viel zu erkunden; und solange das Wetter noch mitspielte, ging das natürlich am besten laufend! Außerdem erlaubte mir das temporäre Single-Dasein, auch mal mitten an den Samstagen und Sonntagen lange Einheiten einzubauen und den Rest des Tages auf der Couch zu verbringen. Obendrein befand sich in meinem Wohnhaus ein Fitnessraum, den ich ab sofort täglich besuchen konnte für Spinning- oder Laufeinheiten. Die ersten zwei Monaten in Ottawa habe ich so knappe 1600km (1000km Rad, 600km laufen) trainiert, das waren im Schnitt etwa 1,5 Stunden netto jeden Tag. Dabei habe ich sowohl meine längste Laufbandeinheit bisher (36km) als auch die längste Spinning-Einheit (85km) überhaupt absolviert – mehr als 3 Stunden am Stück auf einem Indoor-Trainer ist nicht nur körperliches sondern auch mentales Training.
Lediglich das Schwimmen ist in den letzten Monaten sehr kurz gekommen und muss schleunigst nachgeholt werden.

Nicht meinte längste Laufband-Session in Ottawa, aber definitiv einer meiner ersten Indoor-Halbmarathons. Die Motivation ist zurück!

Saisonplanung

Ebenso wie sich seltenes Training negativ auf die Motivation auswirkt, hat häufiges Training einen positiven Motivationseffekt - die nächste Wettkampfsaison ist zumindest theoretisch schon mehr oder weniger durchgeplant:

  • Winterlude Triathlon Anfang Februar
    (Eine interessante Mischung aus Ski-Langlauf, Eislaufen, und Laufen. Die ersten beiden Disziplinen muss ich erst noch lernen…)
  • Winterman Halbmarathon Mitte Februar
  • Hypothermic Half Marathon Anfang März
  • Einen Duathlon (Laufen/Rad fahren/Laufen) Mitte Mai
  • Ottawa MarathonEnde Mai
  • Eine olympische oder eine Sprintdistanz im Juni
  • Einen halben Ironman im Juli
  • Das Hauptrennen der Saison: Ironman Mont Tremblant im August
  • Montreal Marathon im September

Das sieht zwar sehr nach einer Idealliste eines Sportlers aus, der gerade auf der Couch sitzt, eine längere Radeinheit hinter sich hat, und übermotiviert ist aber ich hoffe dennoch, dass ein Großteil davon realisierbar ist – mit Hauptaugenmerk auf den Ottawa Marathon und die Ironman-Langdistanz im August.

Wie komme ich dahin?

Die Frage aller Fragen – was ist der beste Weg, diese Teil- und Hauptziele zu erreichen und dabei verletzungsfrei, gesund und beziehungsfähig zu bleiben? Marathontraining an sich kann ja zeitlich ja bereits herausfordernd sein, und die Vorbereitungen zur Triathlon-Mitteldistanz dieses Jahr waren auch nicht ohne. Eine Langdistanz ist dann aber schon nochmal eine ganz andere Liga. Mit Sicherheit gut machbar, wenn die Ressource Zeit keine Rolle spielt; 12-20 Stunden Training pro Woche in den Arbeitsalltag und eine Beziehung einzubauen, erfordert gute Planung (und schließlich auch gute Disziplin). Letztendlich: Möglichst effizientes Training (und nicht mehr, wie bisher, einfach nur stupide häufige und lange Einheiten). Dabei sollen mir zwei Dinge helfen: Coaching mit individuellem Trainingsplan und ein Smart Trainer für effizientes Radtraining im langen kanadischen Winter.

Jetzt ist es soweit: Personal Training

In Ottawa gibt es mehrere Triathlonclubs (z.B. "OTC - Ottawa Triathlon Club“; „Team Triumph“; “HPP – Human Power Performance”). Das Vereinssystem ist hier ziemlich anders als in Deutschland, und zunächst hört sich das alles viel kommerzieller an als bei uns. Es hat daher auch eine Weil gedauert, und eine finale Entscheidung für einen der Clubs habe ich auch noch nicht getroffen. Am wichtigsten dabei ist mir jedoch die Möglichkeit eines persönlichen Coaches, der Austausch mit anderen Athleten, akzeptable Kosten, gemeinsame lange Einheiten im Frühjahr und Sommer. Was ich nicht unbedingt brauche sind regelmäßige Gruppentrainings, da diese meist an Tageszeiten stattfinden, zu denen ich entweder arbeiten muss oder ich mit meiner Frau verbringen möchte.

Die drei größten Triathlon-Vereine in Ottawa

Mit dem Rennrad im Wohnzimmer?

Um auch im voraussichtlich recht langen Winter meine Grundlagen auf dem Rad vernünftig trainieren zu können, komme ich im Grunde nicht um einen Smart Trainer herum. Mit einem solchen kann ich in der Wohnung auf meinem eigenen Rennrad trainieren, alle wichtigen Trainingsdaten aufzeichnen und mit den entsprechenden Apps wie Zwift oder Trainerroad auch noch dezidierte Trainingsprogramme oder virtuelle Ausfahrten mit anderen Athleten weltweit durchführen.
Leider ist hier in Kanada sämtliches Fahrradzubehör unerhört teuer, sodass ich eine größere Bestellung in Deutschland aufgegeben habe und neben dem Smart Trainer gleich auch noch ein paar Winterreifen für mein Mountainbike bestellt habe.

Wer hätte gedacht, dass die Motivation letztlich erst in der kalten Jahreszeit so richtig zum Vorschein kam. Die Saison kann also kommen! Hoffen wir mal, dass die Motivation oben bleibt, ich mich für die Winterwettkämpfe aufraffen kann, und mein Zeitmanagement und die Disziplin durchhält.

Video: Ein Beispiel, wie man mit einem Smart Trainer in virtuellen Welten wie Zwift umherfahren kann. Bestens geeignet, um die kalte Jahreszeit zu überbrücken!

 

Weiterlesen:

Wettkampfbericht Half Ironman Kraichgau, Deutschland

Warum überhaupt Triathlon?

 

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