Als Kind hasste ich Ausdauersport. Während meiner Schulzeit habe ich Laufen nie genossen und richtig schwimmen gelernt hatte ich nie. Im Alter von 14 habe ich dann intensiver mit Radeln begonnen - nicht wettkampforientiert sondern eher, um die Welt auf zwei Rädern kennen zu lernen. Über die Jahre verbrachte ich sehr viel Zeit auf Radtouren - vom kurzen Wochenendausflug bis hin zu mehreren Wochen quer durch Europa. Im Jahr 2004 wurde schließlich ein seit dem Alter von 15 gehegter Traum einer monatelangen Radreise war, also ich die Vereinigten Staaten zweimal von Küste zu Küste durchquerte (Orlando/Florida - San Diego/Kalifornien - San Francisco/Kalifornien - New York City/New York). Das ist nun fast 15 Jahre her und für eine lange Zeit habe ich keinen bewegungsintensiven Sport mehr getrieben. Ich begann mein Psychologiestudium, entdeckte für ein paar Jahre meinen Spaß am Fallschirmspringen und verbrachte viel Zeit mit dem wettkampforientierten Lösen von Zauberwürfeln auf Zeit.
In meinen frühen Dreißigern bemerkte ich, dass ich immer unsportlicher wurde und mein Körper immer schwerer und schwerer wurde. Es kam der Drank in mir auf, körperlich wieder aktiver zu werden - mit der damaligen Hauptmotivation, Gewicht zu verlieren.
Mein allererste Laufeinheit nach vielleicht zwei Jahrzehnten werde ich wohl nie vergessen... ich fand noch ein altes Paar Trainingsschuhe und versuchte, fünf Kilometer durchzugraben. Es fühlte sich schrecklich an... bei einer Geschwindigkeit von vielleicht sieben Minuten pro Kilometer konnte ich kaum atmen, und nach dem Lauf schmerzten meine Muskeln tagelang. Aus irgendeinem Grund blieb ich aber dabei. Allmählich wurde das Laufen zu einer Routine und mit der Zeit stieg auch der Spaß am Ausdauersport. Ich erhöhte die Distanzen, die Geschwindigkeit, und irgendwann war ich in der Lage, 10 Kilometer in unter einer Stunde zu laufen. Zu dem Zeitpunkt hatte ich bereits 15kg Gewicht verloren und ging viermal pro Woche laufen. Um motiviert zu bleiben war es eine logische Konsequenz, mit Wettkämpfen zu beginnen. Ich schaffte also meinen erstes 10km-Rennen, schließlich einen Halbmarathon und sogar die volle Marathondistanz.
Irgendwann wurde das Laufen jedoch auch ein bisschen langweilig. Ich machte keine richtigen Fortschritte mehr und gleichzeitig war ich auch nicht bereit, den körperlichen Aufwand im Laufen weiter zu erhöhen. Also begann ich wieder mit dem Radeln. Ein Kollege überzeugte mich davon, doch den Arbeitsweg auf dem Rad zu bewältigen - und die Strecke von 35km zur Arbeit waren perfekt für ein morgendliches und abendliches Training. Ich stellte fest, dass sich Rad fahren nach wie vor ziemlich natürlich anfühlte und mich an die alten Zeiten erinnerte.
Es muss irgendwann im Oktober vor ein paar Jahren gewesen sein, als ich mehr oder weniger zufällig in eine Live-Übertragung der Ironman-Weltmeisterschaft auf Hawaii stieß. Ich war begeistert. Wie kann es möglich sein, dass ein Mensch diese unglaublichen Distanzen am Stück bewältigen kann und in diesen Bedingungen 12 Stunden lang Ausdauersport betreibt? Diese Athleten leisteten, was ich mir niemals hätte vorstellen können. Andererseits sahen die meisten von Ihnen wie normale Menschen aus - klar, sie hatten sicherlich ein langes und intensives Training hinter sich, aber irgendwann haben sie auch mal klein angefangen.
Der Triathlonsport hat mich direkt infiziert. Keine Zweifel - eines Tages wollte ich auch zum Ironman werden. Da gab es nur diesen einen Haken: Das Schwimmen. Ich bin noch nie auch nur einigermaßen ausdauernd geschwommen. Die längste Strecke bisher waren vielleicht 300m im Schwimmbad, Brustschwimmen. Und kraulend konnte ich mich höchstens zehn Meter am Stück fortbewegen, und das meine ich ernst.
Aber dennoch - ich entschied, mich für einen Supersprint-Triathlon anzumelden. Ein Event namens "10Freunde Triathlon" schien ein perfekter Einstieg zu sein: ein Team von 10 Freunden bewältigt gemeinsam eine Ironman-Distanz. Jeder Einzelne würde 380m schwimmen, 18km Rad fahren und 4,2km laufen. Unmittelbar nach der Registrierung meldete ich mich auch für einen Kraulkurs an. In 10 Trainingseinheiten in einer kleinen Gruppe erlernte ich das Kraulen von Grund auf. Langsam aber sicher fühlte ich mich im Wasser Immer wohler. Am Wettkampftag konnte ich dann tatsächlich die vollen 400m durchkreuzen und war mächtig stolz darüber. Das komplette Event war ein großartiger Einstieg in den Triathlonsport - und ich brauchte mehr.
Heute habe ich mein Ziel schon fast zur Hälfte erreicht. Ich bin registriert für meinen allerersten halben Ironman: 1,9km schwimmen, 90km Rad fahren und 21,1km laufen. Das hört sich für mich immer noch ziemlich angsteinflößend an, aber ich bin guter Dinge. Am 3. Juni werde ich beim Ironman 70.3 Kraichgau antreten.
Als nächstes: Wie ich den Ironman 70.3 Kraichgau bestehe