Es wird ernst!

Etwa 10 Monate spezifischen und kontinuierlichen Trainings liegen nun hinter mir. Seit Mitte Dezember folge ich mittlerweile einem detaillierten Trainingsplan, auf meine Bedürfnisse ausgerichtet und erstellt von Alan, meinem Coach. Tausende von Kilometern habe ich in den Beinen und Armen, stundenlange Trainingseinheiten absolviert, und nun sind es nur noch zwei Wochen bis sich zeigen wird, was all die Zeit, der Aufwand, und das Geld wert war.

Zumindest bin ich schonmal weitgehend verletzungs- und krankheitsfrei durch die Trainingssaison gekommen; keine Selbstverständlichkeit. Die Umfänge in der Vorbereitung für eine Triathlon-Langdistanz sind mitunter gewaltig, und waren bis vor noch nicht allzu langer Zeit für mich unvorstellbar. Meine intensivste Woche bot knapp 20 Stunden netto Training, und im Schnitt waren es über 12 Stunden..

Tag für Tag 5 Uhr aufstehen für ein bis zwei Stunden Training am Morgen, an einigen Tagen abends noch zusätzliche Einheiten.

Zeit zur Erholung

Heute, zwei Wochen vor meinem ersten kompletten Ironman-Triathlon, hatte ich meine letzte lang Einheit absolviert: 90km Rad fahren, 26km laufen. Es war mein bisher längstes Koppeltraining, und ich war länger unterwegs als bei meinem letzten großen Wettkampf; aber gleichzeitig habe ich nochmal ordentliches Selbstvertrauen sammeln können. Ich kann es selbst kaum glauben, aber mittlerweile fühle ich mich tatsächlich im Stande, einen Ironman bestreiten zu können!

Zwei Wochen vor dem Wettkampf beginnt nun die Zeit der aktiven Erholung. Mein Körper hat extrem viel durchgemacht in den letzten Monaten. Nun heißt es, eine gute Mischung zu finden aus viel Schlaf, vernünftigem Essen, genug Mineralstoffen und Flüssigkeit, und aktiver Regeneration – sodass ich am 18. August topfit ins Wasser springen kann!

Neues Spielzeug

Motivation war während des vergangenen Jahres eigentlich nie ein Problem. Die Erholungstage ohne Sport waren oft schwerer zu ertragen als diejenigen mit zwei oder gar drei Einheiten. Aber dennoch – im Triathlonsport gehört es dazu, sich regelmäßig das ein oder andere neue Spielzeug zu besorgen. Dieses Jahr bedeutete das für mich vor allem zwei Dinge: einen Wattmesser sowie aerodynamische Räder.

Anhand des Wattmessers lassen sich Trainingseinheiten viel genauer planen; die Kraft, die meine Beine in die Pedale bringen, wird während der Fahrt genau gemessen (in meinem Fall an den Pedalen, da gibt es aber unterschiedliche Varianten) und mir angezeigt, sodass ich nicht Gefahr laufe, zu viel oder zu wenig Kraft aufzuwenden. Geschwindigkeit oder Herzfrequenz sind auf dem Fahrrad keine guten Indikatoren zur Trainingsregulation, spielen doch Wind und Anstiege oder Abfahrten eine große Rolle. Die aufgewendete Kraft jedoch ist unabhängig und hilft mir, mich zu regulieren oder in bestimmten vorher festgelegten Bereichen zu trainieren.

Die neuen Räder sind hingegen eine sowohl pragmatische als auch ästhetische Anschaffung. Das tiefe Felgenprofil bietet eine spürbar bessere Aerodynamik (entsprechend eine höhere Geschwindigkeit bei gleichem Kraftaufwand) und lässt mein Rennrad nun auch endlich wie ein Triathlonrad aussehen.

Hochprofilfelgen, hergestellt von einer kleiner Firma in Ottawa. Lassen das Rad schnell sein und aussehen.

Der Trainer – Fluch und Segen

Bereits im Dezember hatte ich mich dafür entschieden, meine Trainingsplanung einem Coach zu überlassen. Das würde nicht nur Unmengen an Zeit sparen (bevor ich mich in die ganze Trainingslehre eingelesen hätte, wäre der Wettkampf vorbei gewesen), sondern mich in meinem Übermut bremsen, klügere Einheiten produzieren, und ich würde haufenweise Erfahrungen aus erster Hand bekommen können. Ich trat in einen der hiesigen Triathlon-Clubs ein und lernte Alan kennen, der mich seit jeher trainiert. Alan ist Triathlon-Profi, hat Erfahrungen auf der Langdistanz, und kennt sich sowohl mit der Gegend hier in Ottawa als auch mit den Bedingungen in Mont-Tremblant aus, wo ich in wenigen Wochen antreten werde.

An manchen Tagen sind die Mail meines Trainers recht einfach zu verstehen.

Alan schreibt mir jede Woche meinen Trainingsplan – wann ich welche Sportart in Welcher Intensität und Dauer zu trainieren habe. Extrem hilfreich. Wenn auch Fluch und Segen gleichzeitig; manche dieser Einheiten waren recht schmerzhaft.

Endlich ist der Sommer da!

Nachdem in Ottawa Ende Mai dann auch endlich der Sommer eingekehrt war, verlegte ich mein Training dann recht konsequent nach draußen. Hunderte Kilometer Rad fahren im hügeligen Gatineau-Park, wo Sonntagvormittags die Straßen für Autos gesperrt sind; Schwimmen im Meech-Lake, wo man kilometerweit schwimmen kann ohne jemanden zu treffen; und laufen entlang des Ottawa-Rivers. Wenn man die Ecken einmal kennt, entpuppt sich Ottawa tatsächlich zum Trainingsparadies. Und das Wetter ist einzigartig – oft recht schwül, aber beständig warm, wenig Niederschläge.

Meech Lake in Gatineau Park. Nur 20min mit dem Auto von unserem Haus weg, und viel Platz zum Schwimmen.

Die Energiezufuhr

Ein wichtiger Teil des Trainings ist es zu lernen, während sportlicher Aktivität genügend Nahrung aufzunehmen. In zwei Wochen werde ich wohl mindestens 11-12 Stunden am Stück Sport machen und dabei sicherlich 7000 Kalorien verbrennen. Zumindest einen Teil davon muss ich beim Radeln und Laufen direkt zu mir nehmen; was nicht nur physiologisch eine Herausforderung ist, sondern auch logistisch. Letztendlich gibt es hier auch nicht die eine Lösung für alle; was der eine Verträgt, spuckt der andere wieder aus. Und wenn der Körper während all der Stunden das vorhandene Blut eher den Muskeln als dem Magen zur Verfügung stellt, kann letzterer mit fester Nahrung oft auch nix mehr anfangen.
Für mich wird das heißen:

  • Frühstück bestehend aus Toastbrot mit Honig, Bananen, Apfel, Kaffee (ca. 700cal)
  • Banane und Powerade-Drink vor dem Schwimmen (250cal)
  • Clif-Bar nach dem Schwimmen (250cal)
  • Tailwind-Mix (quasi Zuckerwasser mit Elektrolyten und Mineralien) auf dem Rad (1500cal)
  • Clif-Bars auf dem Rad (500cal)
  • Sandwiches auf halbem Weg auf dem Rad (600cal)
  • Tailwind-Mix beim Laufen (1000cal)
  • =4800cal

Und in zwei Wochen werde ich wissen, wie realistisch all das gewesen sein wird. Kann es kaum erwarten!

Auf meiner ersten Tour im freien dieses Jahr, nicht weit weg von Ottawa.

4 Comments

  1. Hallo lieber Ludwig,

    das ist ein wirklich sehr schöner und interessanter Artikel, den Du geschrieben hast. So kann man sich alles richtig live vorstellen.
    Ich wünsche Dir am Sonntag alles allles Gute,und alles, was Du für diesen großen Tag brauchst!!!!! Und werd natürlich mit meinen Gedanken dabei sein……

    Das schaffst Du!!!! Deine Muddern.

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