Auch wenn ich seit Monaten und Jahren recht konsistent trainiere, so bin ich eher ein Wettkampf-Muffel. Mein letzter Triathlon ist schon fast ein Jahr her (siehe hier: Ironman 70.3 Kraichgau). Entsprechend wurde es Zeit, mal wieder etwas Routine zu bekommen und die Disziplinen nicht ständig nur einzeln, sondern auch alle zusammen an einem Tag zu absolvieren.
Das Wettkampfformat
Der so genannte Early Bird Triathlon ist ein etabliertes Event hier in der Region, und gilt üblicherweise als Saisonauftakt. Geschwommen wird in einem 50m-Pool auf dem Uni-Gelände (Carlton University), die Radstrecke ist für Autoverkehr während des Wettkampfes gesperrt. Es finden gleichzeitig unterschiedliche Wettbewerbe statt – Einsteiger (100m/11km/2km), Super-Sprint (100m/11km/5km), Sprint (500m/22km/5km) und eine eine längere Version des Sprints (500m/33km/5km). Außerdem werden noch weitere Formate wie Duathlon (laufen/Rad fahren/laufen) und Swim&Cycle-Events angeboten. Ich hatte mich für den Sprint-Triathlon entschieden – in einer Woche nehme ich am Ottawa Marathon teil und wollte mich nicht zu sehr auspowern, gleichzeitig konnte ich aber auch mal wieder meine Schwimmleistung unter Wettkampfbedingungen einschätzen sowie die Übergänge zwischen den Disziplinen üben.
Vorbereitung und Strategie
Am Tag vor dem Wettkampf gab es das übliche Race-Briefing – bei starkem Wind, verhangenem Himmel und Temperaturen um die 8 Grad. Nicht unbedingt die besten Bedingungen! Es waren etwa 100 Teilnehmer da, längst nicht alle angemeldeten. Wir wurden ausführlich in die Besonderheiten der Örtlichkeiten eingeführt – so musste man z.B. 700m von der Schwimmhalle zur Wechselzone 1 laufen und entsprechend im Grunde eine zusätzliche Wechselzone einrichten.
Zurück zu Hause ging ich dann mehrmals in Ruhe sämtliche Schritte durch, packte meine Sachen, reinigte endlich mal gründlich meine Fahrradkette, überlegte, ob ich eine Rennstrategie bräuchte; und kam zu dem Schluss, dass ich den Wettkampf einfach nach Gefühl bestreiten würde.
Put on swim goggles – start your watch – SCHWIMMEN – stop your watch – walk outside – take off googles – dry your feet – put on socks – put on shoes – put on sun glasses – put on sweater – attach bib to back – run to T1 – put on helmet – drink – switch shoes – put on gloves – walk bike out of T1 – start your watch – start bike computer – RAD FAHREN – stop your watch – stop bike computer – walk back to bike rack – take off gloves – take off helmet – take off sweater – put on cap – switch shoes – exit T2 – start your watch – LAUFEN – stop your watch.
—Mein Mantra während der Vorbereitung...
Der Wettkampftag
Von mir zu Hause bis zum Veranstaltungsort waren es etwa 9km; nah genug, um direkt mit dem Fahrrad hinzufahren (ein Auto habe ich ja eh keins). Der Wettkampf für meine Distanz sollte etwa gegen 8:30 starten. Nach einem leichten Frühstück (Toast mit Käse, Kaffee, Wasser) radelte ich etwa 6:45 los.
Many athletes already arrived and the preparation routine began: Write your starting number with black markers on your arms, park the bike in the transition zone, place helmet and gloves safely on your bike, cycling shoes next to it, as well as a water bottle. Checking the gears again, the air pressure, the brakes. Very important: Walk down the transition zone quietly and remember where you parked your bike! Afterwards we went to the indoor swimming pool – all athletes had to place sturdy shoes in front of its exit in order to be able to master the 700m to the transition zone without injury.
Es war noch genug Zeit für eine Banane und etwas Wasser. Draußen war’s noch recht frisch, etwa 7 Grad, aber wenigstens kaum Wind und kein Regen in Sicht. In der Schwimmhalle war es dafür um so wärmer. Dort galt es, sich gemäß seiner geschätzten Schwimmzeit einzureihen. Alle Athleten schwammen 10x50m, hintereinander, und es war im eigenen Interesse, dass man sich selbst gut einschätzte. Ich reihte mich als nicht allzu schneller Schwimmer bei 9:45-10:00min ein.
Und los ging’s: 500 Meter schwimmen
Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis ich schließlich ins Wasser durfte. Vor mir stauten sich geschätzt 150 Athleten, und alle 12 Sekunden durfte einer losschwimmen. Gegen 9:00 Uhr war ich schließlich an der Reihe. Rein ins Wasser, Kopfsprung. Hatte ich noch nie probiert mit Schwimmbrille; glücklicherweise blieb sie dicht.
Die ersten 50m versuchte ich einen guten Rhythmus zu finden, ohne zu viel Gas zu geben. Die zweiten 50m gingen recht flüssig, ich zog etwas an. Nach insgesamt 200 Metern kam ich meinem Vordermann näher und merkte an den Wenden, dass es sich bald stauen wurde – einer der vorausschwimmenden Athleten hatte sich wohl etwas überschätzt. Bei 300 Metern hatte er es gemerkt und ließ etwa 4 Schwimmer, inklusive mich, vorbei. Ich war mittlerweile ziemlich außer Puste, aber die verbleibenden 200 Meter kraulte ich kräftig weiter. Dann war’s endlich geschafft; und wie sich später herausstellte, hatte ich für die 500m tatsächlich 9:50min benötigt.
Wechselzone 1
After the pool all athletes directly left the warm building – wearing a soaked tri-suit into the open air at 9 degrees celsius. Disgusting! Quickly I put on my cycling, dried off my feet, put on socks and running shoes and sunglasses, stowed everything else in a bag. Now, 700 meters jogging to the actual transition zone, where my bike was waiting. There I had to change my shoes, put on my helmet and gloves, refuelled a bit, and off I went onto the 22 kilometers bike course. The transition time of 9 minutes sounds ridiculous, though
Höchste Konzentration: 22 Kilometer auf schlechten Straßen
Den Asphalt in Ottawa hatte ich ja vor zwei Wochen schon kennen gelernt, als ich aufgrund eines tiefen Schlagloches mein Rad über den Lenker verlassen und mich mein Helm vor Schlimmeren bewahrt hatte.
Die Radstrecke war zwar nicht ganz so schlimm, aber es verlangte dennoch große Konzentration, den Unebenheiten rechtzeitig auszuweichen. Immer wieder verließ ich die Aero-Position, um schneller reagieren und besser bremsen zu können.
Die ersten Kilometer zogen sich ganz schön in die Länge. Ich hatte keine Ahnung, mit wie viel Watt ich in die Pedale tritt, aber es fühlte sich viel an. Nach dem ersten Wendepunkt wurde es besser und ich kam langsam in einen runden Tritt. Radler für Radler überholte ich und arbeitete mich allmählich von Platz 48 nach dem Schwimmen auf Platz 32 vor. Ich trank etwa einen halben Liter auf den 22km und kam einigermaßen außer Atem wieder in der Wechselzone an.
Der Abschluss: 5 Kilometer hoch und runter
Der Wechsel vom Rad zum Laufen ging schnell. Rad abgestellt, Helm ab, Handschuhe aus, Schuhe wechseln und sofort auf die Laufstrecke. Keine Ahnung, wie schnell ich war, versuchte ich einfach eine Geschwindigkeit zu finden, die ich für die nächsten 25 Minuten halten können würde. Es ging zunächst etwa 1.5km etwas bergauf. Es fühlte sich irgendwie sehr langsam an, aber bei hoher Anstrengung. Ziemlich unbefriedigend, und ich aller 250 Meter schaute ich auf meine Uhr. Es ging wieder bergab bis zum Wendepunkt, dann wieder 2.5km zurück. Die Anstrengung stieg, aber der Rückweg fühlte sich dennoch besser an, ich fand einen guten Pace, konnte nochmal neun Plätze aufholen.
Nach 1:15:56 war es geschafft – der erste Triathlon der Saison beendet, in einer respektablen Zeit, und nur 17 Sekunden am Podium meiner Altersklasse vorbei.
Ein sehr gut organisiertes Event, sehr viele Teilnehmer durch die verschiedenen Wettkampfformate, und alle auf der gleichen Strecke. Der Indoor-Poolstart ist ideal, die Strecke insgesamt flach. Leider war der Asphalt in diesem Jahr nicht besonders und auch die Laufstrecke nicht wirklich ideal – der halbe Weg ging entlang der Radstrecke auf etwas unebener Wiese entlang. Dennoch empfehlenswert; damit werde ich im nächsten Jahr auch wieder in die Saison starten!
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